K5
ProzesseWie werden Abläufe im Unternehmen gesteuert?
Neu-Ulm University of Applied Sciences
17. September 2024
If you can’t describe what you are doing as a process, you don’t know what you’re doing. William Edwards Demin, Physiker, Statistiker und Pionier im Qualitätsmanagement
Nach dieser Einheit können Sie
Ein Geschäftsprozess ist eine eine zielgerichtete zeitlich-logische Folge oder Vorgangskette von Aktivitäten (bzw. Tätigkeiten, Geschäftsvorgänge), die für das Unternehmen einen Beitrag zur Wertschöpfung leistet (Leimeister 2021).
In der Regel sind diese Prozesse aus der Geschäftsstrategie abgeleitet (siehe Business Engineering und am Kunden orientiert. Kundenorientierung bedeutet, dass Geschäftsprozesse entweder direkt oder indirekt einen Wert für Kunden erzeugen.
Das Geschäftsprozessmanagement ist dafür verantwortlich, Geschäftsprozesse so zu gestalten, umzusetzen, zu kontrollieren und zu verbessern, dass das Unternehmen die gesteckten Ziele möglichst effizient erreicht (Mertens u. a. 2016).
Das Geschäftsprozessmanagement implementiert einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der Geschäftsprozesse kontinuierlich überwacht, analysiert und verbessert.
Das Geschäftsprozessmanagement möchte Effektivität und Effizienz des Unternehmens steigern.
In der Regel sind Unternehmen in einer Marktwirtschaft gewinnorientiert. Das Geschäftsprozessmanagement zielt in solchen Unternehmen deshalb darauf ab, die Kosten durch höhere Effizienz zu senken und Umsätze durch eine bessere Kundenbindung zu erhöhen (Schmelzer und Sesselmann 2020).
Konkrete Ziele sollten aus den Unternehmenszielen abgeleitet (siehe Business Engineering) und in spezifische und messbare Ziele und Kenngrößen für einzelne Geschäftsprozesse überführt werden.
Weglassen: Überprüfung der Notwendigkeit von Prozessen oder Teilprozessen zur Funktionserfüllung, Abschaffung von Medienbrüchen1, Abschaffung von nicht sinnvollen Genehmigungsschritten
Auslagern: Vergabe von (Teil-)Prozessen an externe spezialisierte Dienstleister (bspw. Buchführung und Bilanzierung durch einen Steuerberater)
Zusammenfassen: Arbeitsteilige Aufgaben werden so zusammengefasst, dass ein Bearbeiter zusammengehörige Teilprozesse vollständig ohne Bearbeiterwechsel durchführt (z. B. Kundenberatung und Auftragserfassung bis zur Erstellung der Auftragsbestätigung)
Parallelisieren: Erhöhung der Arbeitsteilung bei parallelisierbaren Teilschritten (z. B. Klausurkorrektur durch mehrere Prüfer je Teilgebiet)
Verlagern: Verlagerung von Prozessschritten, sodass Aufgaben frühzeitig durchgeführt werden, ohne später zu einem Flaschenhals zu werden (z. B. vollständige Erfassung der Kundeninformationen bei Auftragserfassung)
Beschleunigen: Einsatz von zeitsparenden Arbeitsmitteln (Dokumentenmanagementsystem ersetzt Papierdokumentation, Reduzierung von Warte- und Liegezeiten durch Erhöhung von Kapazitäten
Schleifen vermeiden: Schleifenfreie Gestaltung von Prozessen, d. h. Verzicht auf Wiederholung von Teilschritten eines Prozesses (z. B. Onlineerfassung aller Kunden und Bestelldaten im Rahmen der Auftragserfassung und Freigabe des Auftrages erst nach vollständiger Plausibilisierung der Daten)
Ergänzen: Vermeidung von nachgelagerten Prozessen zur „Schadensbeseitigung” (z. B. Ergänzung einer Qualitätskontrolle nach der Teilemontage um einen möglichen „Nachbearbeitungsprozess” oder eine „Rückholaktion fehlerhafter Ware” zu vermeiden).
Die Prozessmodellierung dient der Dokumentation von Sachverhalten und erleichtert deren Kommunikation im Unternehmen (bspw. zwischen Hierarchie-Ebenen oder Teams).
Prozessmodelle ermöglichen zudem die Analyse von Problemen und Fehlern und dienen der Gestaltung von Aktivitätsketten und deren automatisierter Abarbeitung mithilfe von Anwendungssystemen (Leimeister 2021).
Zur Modellierung von Geschäftsprozessen und zur Gestaltung von Informationssystemen finden sich in der Praxis eine Vielzahl von Methoden. Zwei Methoden werden besonders häufig eingesetzt: Ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK) und Business Process Model and Notation (BPMN) (Gadatsch 2020).
Diese Vorlesung führt die Basisnotation der EPK ein.
Die Modellierung (also die zeitliche Abfolge des Prozesses) erfolgt von oben links nach unten rechts.
Suchen Sie sich jeweils einen der folgenden Geschäftsprozesse aus und beschreiben Sie diesen den anderen Mitgliedern der Gruppe (verbale Beschreibung).
Dokumentieren Sie Ihre Erkenntnisse in folgender Vorlage.
Typ | Kern- oder Unterstützungsprozess |
Auslöser | Startereignis |
Aktivitäten | Liste wesentlicher Tätigkeiten |
Ergebnis | Output/Ziel |
Kennzahlen | Indikator der Effektivität/Effizienz |
Verantwortlicher | Process-Owner |
Weshalb handelt es sich um einen Geschäftsprozess?
Ein fiktiver Maschinenhersteller organisiert seine Auftragsbearbeitung wie folgt:
Analysieren Sie den Prozess, identifizieren Sie Optimierungspotenziale und schlagen Sie Verbesserungsmöglichkeiten im Sinne der Prozessoptimierung vor.
Modellieren Sie den in folgenden dargestellten Vorschlag zu einem optimierten Angebotsbearbeitungsprozess des fiktiven Maschinenherstellers aus der vorherigen Aufgabe.
Leicht modifiziert nach Gadatsch (2020, 38ff)
Modellieren Sie gemeinsam folgenden Geschäftsprozess als eEPK. Starten Sie damit im Text Ereignisse, Funktionen und Verknüpfungsoperatoren zu markieren.
Erstellen Sie für folgende Prozess eine ereignisgesteuerte Prozesskette.
Ein Medienbruch tritt auf, wenn Informationen oder Daten von einem Medium auf ein anderes übertragen werden müssen. Dies kann beispielsweise geschehen, wenn handschriftliche Notizen manuell in ein digitales System eingegeben werden. Medienbrüche können die Effizienz von Prozessen beeinträchtigen, da sie oft zu Verzögerungen und Fehlern führen.